Tätigkeitsbericht der Schlächtereikompanie 122

von Stabsvet. d. R. Dr. med. vet. Fischer

lm Herbst 1940 wurde die Kompanie auf dem Truppenübungsplatz Groß-Born aufgestellt. Der erste Einsatz der Kompanie erfolgte auf dem Schlachthof Friedland im Frühjahr 1941. Das Schlachtvieh wurde von einer Sammelstelle am Schlachthof-Friedland eingekauft und abgeholt. In Schloßberg wurde der erste feldmäßige Schlachtplatz eingerichtet. Die Kompanie kam aber nur zu einem einzigen Einsatz. Während des Vormarsches wurde beim DVA eine Fleischausgabestelle errichtet, die mit zwei Schlächtern besetzt wurde. Das Schlachtvieh wurde der Kompanie zugeführt. Im November 1941 wurde die Kompanie auf dem Landwege nach Riga verlegt und in Fleischwarenfabriken eingesetzt. Im April 1942 wurde die Kompanie per Bahn zum Einsatzort Staraja Russa verlegt. Hier wurde der Schlachtbetrieb auf einer Kolchose wieder aufgenommen. Das Vieh wurde von einer Armeesammelstelle abgeholt, die es auf dem Bahnwege angeliefert bekam. Von Staraja Russa aus wurde die Division im Kessel Demjansk versorgt. Auch während der Wintermonate wurde der Schlachtbetrieb aufrechterhalten. Im Januar und Februar 1943 wurde ein Teil der Kompanie zur Verteidigung des Lowat-Abschnittes eingesetzt. Im Sommer 1943 wurde die tausendste Schlachtung durch die Kompanie durchgeführt. Zu diesem historischen Kompanieereignis erschienen Div.-Vet. Dr. Willimczik und Div.-Int. Walther. Wenige Wochen später besichtigte General Chill die Kompanie und sprach seine Anerkennung für deren Einsatz aus. Im Herbst 1943 wurde die Kompanie in den Abschnitt Newel auf dem Landwege verlegt. In der Gegend von Polozk lag der neue Einsatzort. Der Nachschub des Schlachtviehs erfolgte über eine Armeeverteilungsstelle auf dem Bahnwege. In Poddubno wurde der Schlachtviehbestand durch einen Tieffliegerangriff erheblich getroffen. Bei einem unverhofften nächtlichen Durchbruch im Dezember bei Brod mußte die Kompanie Verteidigungsstellung beziehen und wäre um ein Haar in russische Gefangenschaft geraten, wenn nicht Ersatzkräfte die Einbruchsstelle abgeriegelt hätten. Ende Dezember verlegte die Kompanie nach Kunda in den Raum Wesenberg und versorgte die Division im Narwa-Abschnitt. Hier wurde zum erstenmal durch die Armee in größeren Mengen per Kühlwagen Gefrierfleisch und Schweinehälften angeliefert. Das Bedürfnis nach eigener Wurstfabrikation für die Division wurde akut. Aus diesem Grunde wurden Wurstmaschinen angefordert und die Produktion zur Zufriedenheit der Division aufgenommen. Am ersten Juli 1944 wurde die Kompanie von Reval aus auf dem Seewege nach Finnland in den Raum Wiborg gebracht. Hier wurde die Kompanie wieder voll eingesetzt. Das Schlachtvieh lieferte eine finnische Dienststelle. Der damalige Divisions-Kommandeur besichtigte die Kompanie und lobte deren Einsatz.

Am 1. August 1944 wurde der Rückzug nach Reval angetreten, und von hier aus begann die Absetzbewegung in den Raum östlich Riga. Auf diesem Wege wurde die Kompanie für kurze Zeit aufgelöst und die Männer der kämpfenden Truppe und dem DVA zugeteilt. Ich wurde in dieser Zeit zur Veterinär-Kompanie kommandiert. Als die Versorgung der Division durch diese Maßnahme ins Stocken geriet, wurde die Kompanie nach dem Erreichen des Raumes westlich von Riga wieder eiligst zusammengestellt. Die wichtigsten Schlachtgeräte waren über die Auflösung hinweg gerettet worden. In wenigen Tagen konnte die Versorgung der Division wieder voll aufgenommen werden. Inzwischen war der Kurland-Kessel entstanden und die Versorgung stieß auf immer größere Schwierigkeiten. Um eine ausreichende Versorgung der Division mit Fleisch zu gewährleisten, mußten leider auch Pferde geschlachtet werden. An die Truppe wurden 2/3 Rind- und 1/3 Pferdefleisch ausgegeben. Dieser Prozentsatz wurde auch für die Wurstbereitung verwendet. Die Truppe wurde bis zum letzten Tage, also bis zum Tage der Kapitulation von der Kompanie versorgt. Im Raum von Frauenburg ging ich gemeinsam mit meiner Kompanie am 9.5.1945 in Gefangenschaft.

(Quelle: Vereinigung Angehöriger der ehemaligen 122. (Greif) Inf.-Division, Nr. 19, Dezember 1959)